Lila-Rot Kollektive: Der 25. November, internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen, wurde durch den ehrenhaften Kampf der Geschwister Mirabal, die die Gründerinnen der Bewegung des 14. Juni waren und gegen die faschistische Trijillo-Diktatur in der Dominikanischen Republik kämpften, geschaffen. Die Diktatur, die insbesondere revolutionäre Frauen als Bedrohung sah, unterzog sie Verhören mit Folter, Festnahmen und verhängte Haftstrafen gegen sie. Die Frauen, die auf die Ermordung der Mirabal-Geschwister durch die faschistische Diktatur wütend reagierten, veranstalteten große Protestdemonstrationen im Land. Diese Proteste verbreiteten sich rasch auf andere lateinamerikanische Länder und in viele Teile der Welt. Ihr Andenken und ihr Kampf wurden zum Symbol der Frauenbefreiungsbewegung auf der ganzen Welt und 1999 wurde der 25. November zum internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen erklärt.
Heute füllen die Frauen, die die Institution Familie, welches den Grundstein des Privateigentums bildet und die ihnen zugewiesenen Rollen wie die “heilige Mutterschaft” umgestürzt haben, welche die Mauern ihrer Häuser eingerissen und sich nicht vor Ausbeutung und Gewalt brechen haben lassen, die Straßen und Plätze. Und sie rufen lautstark ihre Parolen und erheben ihre Stimmen für ihre Rechte und Freiheiten, gegen Gewalt, Ausbeutung und Unterdrückung, der sie ausgesetzt sind, und vor allem kämpfen sie gegen das System, welches dieses hervorgebracht hat. Dafür haben sie viele Gründe; denn es sind Frauen, die in Kriegen Gruppenvergewaltigungen ausgesetzt sind und als Kriegsbeute angesehen werden, die von Beschneidung bedroht sind, die auf der Straße im Namen der “Ehre” ermordet werden, die zu Tode geprügelt werden, deren Körper zur Ware wurde und auf Märkten verkauft wird, die zur Migration gezwungen sind, sexuell belästigt und vergewaltigt werden, die den schlimmsten Arbeitsbedingungen ausgesetzt und wirtschaftlich vermehrt ausgebeutet werden und sie sind es, die den Teil der Gesellschaft ausmachen, die am Meisten von Armut bedroht ist und keinen Platz im gesellschaftlichen Leben haben.
Die Verantwortlichen dieser Weltordnung, in der nicht nur die Freiheit der Frau, sondern auch ihr Recht auf Leben usurpiert wird, sind weder die “Männlichkeit” allein noch die “eifersüchtigen, psychisch krankhafte Männer mit dem Gen für Gewalt”. Es sind die Imperialisten und Kapitalisten, die um die Völker der Welt stärker ausbeuten zu können und die Arbeitskraft der Frauen stärker ausnutzen zu können, Kriege anzetteln. Der Grund für das oben beschriebene Bild ist das System. Um ihre Existenz und ihre Dominanz über die Gesellschaft zu schützen, üben sie Druck und Gewalt auf alle Gesellschaftsschichten, insbesondere auf Frauen, aus und lassen dies durch ihre Lakaien-Staaten durchsetzen. Bei der kleinsten Rebellion gegen sie versuchen die Staaten durch ihre Soldaten, ihrer Armee und ihrer Polizei diese zu zerschlagen, und diejenigen, die gegen sie ankämpfen erwarten Gerichtsverhandlungen und Gefängnisse. Widerstandsfähige kommunistische, revolutionäre und fortschrittliche Frauen, die eine große Bedrohung für das System und deren Staaten darstellen, werden als direktes Ziel angesehen und getötet, oder allen Arten von Folter, einschließlich sexueller Belästigung und Vergewaltigungen bei Verhören ausgesetzt und zu schweren Gefängnisstrafen verurteilt. Das Ziel ist selbstverständlich den organisierten Kampf der Unterdrückten und insbesondere seiner Vorhutkräfte zu zerstören. Ein klares Beispiel dafür sind die brutalen Angriffe der faschistische türkische Staat in der Türkei und in Türkei-Kurdistan gegen revolutionäre und kommunistische Frauen.
Sie haben nicht nur Angst vor ihren Kämpfen, sondern auch vor ihren Leichnamen, denn der faschistische türkische Staat und dessen Soldaten foltern die verewigten Guerilla-Leichen, stellen die nackten Körper weiblicher Guerillas in den Medien zur Schau und versuchen somit alle Frauen einzuschüchtern. Diese Bemühungen sind vergebens. Genossin Roza und Asmin, die die Befreiung der Frauen im sozialen Kampf und der Revolution sahen und im Volkskrieg unsterblich wurden, deren Leichname gefoltert und sogar enthauptet wurden, zeigt uns wie sehr der faschistische Staat Angst vor kriegführenden Frauen hat.
Die herrschenden Klassen wenden für ihre eigenen Interessen nicht nur gegen revolutionäre Frauen Gewalt an oder lassen Gewalt anwenden, sondern auch gegen alle unterdrückten Frauen. Staatliche Institutionen aller Art, Religion, Familie, Bildungswesen, Printmedien und Medien prägen die Geschlechterrollen, indem sie das Bild von Frauen als zweite Klasse Mensch durchsetzen, frauenfeindliche Politik betreiben und somit Gewalt gegen Frauen legitimieren. Kurz gesagt, das patriarchale Verständnis wird in jedem Teil der Gesellschaft für die Fortführung des Ausbeutungssystems gestärkt. Der Staat und sein Rechtssystem, das Militär und die Polizei schützen und belohnen offen Mörder, Täter und Vergewaltiger. Die Folgen der Frauenfeindlichkeit, die durch die Politik konservativer Regierungen in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens verstärkt und unterstützt wird, erleben wir weltweit durch die täglich begangenen Frauenmorde und die brutale Gewalt an Frauen. Wir wissen sehr gut, dass es unsere menschliche Pflicht ist, diese Situation zu ändern, und dies nur mit einem organisierten Kampf verwirklicht werden kann. Wir wissen jetzt auch; dass eine Kampflinie, die von einem Verständnis geprägt ist, das die Ursachen der Gewalt gegen Frauen vom System und dem dadurch geschaffenen patriarchalischen Verständnis und von der frauenfeindlichen Politik der Regierungen trennt und nur die Konfrontation mit “dem Mann und der Männlichkeit” vorsieht, uns Frauen nicht zur Befreiung führen wird. Eine Haltung, die Frauen als arme Opfer von Gewalt sieht, deren Agenda nur darin besteht, ein Tagebuch der Gewalt an Frauen und Statistiken darüber zu führen ist, wird nur eine Praxis zu Tage legen, die auf die Hilfe vom Staat hofft, gesetzliche Regelungen und interne Regelungen fordert und Verbesserung verlangt. Obwohl wir diese Kampfformen nicht ablehnen, wissen wir sehr gut, dass auf diese Weise keine Rechenschaft für die Ermordeten revolutionärer und kommunistischer Frauen, für die Frauen, die staatliche Gewalt erlitten haben, für unsere Genossinnen, die in den Reihen des Volkskriegs unsterblich wurden und für die Frauen, die Opfer von Femiziden wurden verlangt werden kann.
Frauen, die unterdrückt werden, ihre Sklaverei auf dem Arbeitsmarkt beenden wollen und der Unterdrückung und der Gewalt, der sie ausgesetzt sind, ein Ende setzen wollen, sollten sich nicht mehr als “arme” Opfer von Gewalt sehen, sondern als aktive Subjekte der Klassenkämpfe gegen das Privateigentumssystem kämpfen und an vorderster Front stehen.
Wir, als Aktivistinnen der Lila-Rot Kollektive (MOR-KIZIL KOLEKIF) werden den „25.November, den Tag gegen Gewalt an Frauen und der internationalen Solidarität“ in diesem Sinne begegnen und organisieren. Wir werden an diesem Tag auf die Straßen gehen und die Plätze füllen um gegen das System, welches die Gewalt an Frauen und die Ausbeutung der Frauen nährt und gegen das patriarchale Verständnis, welches immer wieder vom System erzeugt und genährt wird lautstark aus zu rufen, dass wir in allen Bereichen gegen das von Männern dominierte Verständnis kämpfen werden. Mit diesem Bewusstsein; rufen wir alle unterdrückten, berufstätigen Frauen auf, mit uns Seite an Seite zu kämpfen und am 25. November die Straßen und Plätze zu füllen.
STOPPT DIE GEWALT AN FRAUEN, DIE VON STAATHAND AUS GEFÜHRT WIRD!
NIEDR MIT DEM IMPERIALISTISCH-KAPITALISTISCHEN SYSTEM UND DESSEN PATRIARCHALES VERSTÄNDNIS, DER DIE GEWALT AN FRAUEN ERZEUGT!
ES LEBE DER KAMPF DER FRAUEN UM DIE BEFREIUNG UND DER FREIHEIT!
GEGEN DIE GEWALT DES STAATES UND DES PATRIARCHATS IST DIE GEWALT DER FRAUEN LEGITIM!
Lila-Rot Kollektive
23 November, 2021